VITAMIN C
SORGEN
In Zeiten der Coronakrise schreiben Kirchenleute aus Stadt und Landkreis in der Landeszeitung über Gutes und Mutmachendes unter dem Titel Vitamin C – für christlich in Zeiten von Corona.
Die Vögel waren es, die neulich meinen neuen Tag anpfiffen. Nicht der Wecker. Also noch ein paar Minuten Zeit, eh der kleine schwarze Kasten Alarm schlägt. Ich war vor der Zeit und das war schön! Die Kopfschmerzen vom Vorabend waren weg, keine Temperatur, kein Hustenreiz, ich war froh, aus der Traumwelt raus zu sein und in der Arbeitswelt noch nicht drin. Noch ein paar Minuten liegen bleiben und lauschen. An den Autos hörte ich: es hat geregnet. Aber immer, wenn dieses Rauschen vorbeigezogen war, hörte ich die Vögel. Volle Besetzung: Tauben „gurr, gurr“, Krähe „kräh kräh“, Nachbars Hahn, manchmal, „kikeriki“, viele Spatzen und ab und an ein Singvogel, der wirklich singen kann. Und neben mir atmete es ruhig. Schöne Minuten, ganz für mich. Und dann kam er doch wieder, dieser alte Ohrwurm: „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon wieder da?“ – „Nöö, noch nicht!“ Aber klar doch, sie werden den neuen Tag nicht verschlafen. Sie kommen! Sie bleiben nicht zu Hause. Doch die Sorgen sollen mich nicht flachhalten. Ich kann was tun. Zum Beispiel den Wecker ausknipsen, bevor er nervt, ich kann die Bettdecke zurückschlagen, die Beine rausschwenken und mich auf die Bettkante setzen. Und ich kann mein allmorgendliches Mantra vor mich hinsagen: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen“. Und ich kann aufstehen, ins Bad latschen, mein Tagesprogramm hochfahren. Immer noch. Gott sei Dank!
Johannes Link, Scharnebeck