Scharnebecker Thesen 2017

Das sagen unsere Gemeindeglieder:

(JL) Martin Luther hat im Jahr 1517 mit seinen 95 Thesen in Wittenberg seinem großen Ärger über das Geschäft der Kirche mit den Ablassbriefen Luft verschafft. Und er hat klargestellt: Man kann Gottes Liebe nicht kaufen!

500 Jahre später, in der Woche nach Pfingsten des Jahres 2017, haben viele Bürger und Bürgerinnen im Landkreis Lüneburg die Möglichkeit gehabt, ihre Meinung, ihre „Thesen“ zur Kirche anonym aufzuschreiben und an hölzernen Türen anzuschlagen. Auch in Scharnebeck. Unsere Holztür stand vor und in der St. Marien-Kirche. An einem Markttag auch auf dem Marktplatz bei der Sparkasse. Viele Passanten nahmen sich Stift und Zettel und schrieben etwas zu „Mich freut an der Kirche“ oder „Mich ärgert an der Kirche“ oder was sie sich von der Kirche erhoffen. Es wurde fröhlich diskutiert. Insgesamt wurden 57 handbeschriebene Zettel an der Tür befestigt. Hier kommen die kompletten sortierten Anschläge:

Kirchenmusik:

  • 2. Mich freut an der Kirche, dass wir viel Singen.
  • 5. Mich freut an der Kirche, dass nicht jedesmal im Gottesdienst das Gleiche gesungen wird.
  • 8. Ich finde es gut, dass wir so viele Lieder singen.
  • 13. Mich freut an der Kirche, dass wir viel singen.
  • 20. Mehr neue Lieder auswählen
  • 25. Mich ärgert, dass ich beim Orgelnachspiel sitzen bleiben muss, obwohl ich Orgel nicht liebe.
  • 26. Für das Schluss-Orgelspiel eine leichtere Version wählen statt „volle Pulle“.
  • 41. Mich freut an der Kirche, dass die Leute zusammen singen.

Abendmahl / Liturgie / Gottesdienst:

  • 18. Mich ärgert an der Kirche, dass die Gottesdienstzeiten so früh sind.
  • 19. Ich würde mir wünschen, dass die Predigt manchmal kürzer und zeitgemäßer sein würde.
  • 21. Änderung der Spendenformel zum Abendmahl: es sollen auch andere möglich sein als Blut und Leib Christi.
  • 22. Ich würde mich über andere Spendenformeln beim Abendmahl freuen.
  • 23. Das alte Glaubensbekenntnis ist ein Problem…Gottesdienste können ohne Gl. bek. gefeiert werden (evtl. nur bei besonderen?) Gl.bek. ist kein Gebet… ohne Lob, ohne Fürbitte…
  • 24. das apostolische Glaubensbekenntnis öfter durch neuere ersetzen
  • 27. Das Kruzifix ersetzen durch ein symbolisiertes Kreuz und eine geeignete/moderne Plastik – z.B. Jesus mit erhobenen Flügelhänden wie im „Raum der Stille“ im Klinikum Lüneburg. Für Menschen mit Empathie ist das Kruzifix sehr niederdrückend und nicht aufbauend, und wenn es gar nicht mehr bewusst wahrgenommen wird, verliert es seinen Sinn.
  • 9. Ich finde den Gottesdienst toll.
  • 10. … unser Pastor und unser Vikar, weil die Predigten nie langweilig sind, die Kinder nie stören und man immer das Gefühl hat, dass beide mit dem Herzen dabei sind. Vielen Dank!
  • 11. Mich freut an der Kirche, dass die Gottesdienste immer neu und gut gestaltet werden.
  • 12. Mich freut an der Kirche, dass der Gottesdienst spannend ist.
  • 14. Mich freut in der Kirche das Beten.
  • 15. Es wäre schön, wenn es auch draußen Gottesdienste geben würde.
  • 16. Es sollten mehr Themengottesdienste angeboten werden, die bestimmte Altersgruppen ansprechen.
  • 17. Es wäre schön, wenn es mehr Gottesdienste am Nachmittag, z.B. Familiengottesdienste geben würde.

Kirche als Bereicherung:

  • 3. Mich freut an der Kirche, dass man viel über Gott erfährt.
  • 4. Mich freut an der Kirche die innere Ruhe und Besinnung, die ich dort finde.
  • 6. Mich freut an der Kirche, dass man etwas über Jesus lernt.
  • 7. … dass sie uns schon viele schöne Familienfeiern beschert hat (Taufen, Hochzeiten, Weihnachten) und ich liebe die Atmosphäre in Kirchen
  • 28. Die Kirche – ein Ort der Stille für die innere Einkehr. Wie gut, dass viele Orte ihre Kirchen be-halten.

Kinder- und Jugendarbeit:

  • 31. … dass es tolle Aktivitäten für Kinder gibt (Kirchenübernachtung, Ferienaktivitäten, Kirche mit Kindern,…) Unsere Kinder sind begeistert.
  • 32. Die Kirchengemeinden tun ihr Möglichstes für Kinder und Jugendliche was sehr wichtig ist für unser aller Leben in der Gemeinschaft.
  • 35. Es freut mich, dass die Kirche sehr viel für die Jugend tut.
  • 39. Es ist sehr gut, dass es so viele Kinderprojekte gibt u. so viele Jugendliche, die mitmachen bei KiGo, Konfer usw.
  • 42. Mich freut: Dass die Kirche den Kindern „einfache“ Erlebnisse bietet, z.B. Fahrradausflüge, Lagerfeuer…“selbstgemachte“ Abenteuer
  • 47. Die Kirche soll die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen intensivieren

Soziales und gesellschaftliches Engagement/Miteinander:

  • 48. Es ist sehr, sehr erfreulich, dass die Kirche der Gemeinde so viele gemeinsame Aktivitäten bietet, die der Gemeinschaft dienen – weiter so!
  • 29. Mich freut an der Kirche, dass jeder jedem hilft.
  • 33. Mich freut an der Kirche, dass jeder egal wie er ist willkommen ist.
  • 34. Ich finde es gut, dass sich unsere Kirche um Flüchtlinge kümmert.
  • 35. Es freut mich, dass die Kirche sehr viel für die Jugend tut.
  • 36. Mich freut an der Kirche, dass jede Religion dort beten kann.
  • 37. Ich finde an der Kirche gut, dass so viele verschiedene Menschen zusammenkommen.
  • 38. Die Kirche soll das Betreuungsangebot für Flüchtlinge aufrechterhalten.
  • 40. Die Kirche unterstützt in schlechten Zeiten das Zusammengehörigkeitsgefühl
  • 43. Mich freut an der Kirche, dass man gut aufgenommen ist.
  • 44. Aus christlicher Verantwortung eine klare auch politische Haltung in der Gesellschaft beweisen!
  • 45. Die Kirche soll: Mitmenschen achten unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Religion
  • 46. Die Zusammenarbeit der Kirchen vor Ort vertiefen.
  • 49. Die Zusammenarbeit der Kirchen im Ort vertiefen.
  • 50. Mich freut an der Kirche, dass es Spenden für andere gibt.
  • 53. Die Kirche kümmert sich zu sehr um soziale Aufgaben und nicht mehr um religiöse/theologische. Diese sozialen Aufgaben können auch andere Organisationen (evtl. besser) übernehmen. Wird deshalb „die Kirche“ in unserer Zeit unglaubwürdiger?

Ärger / Frust / Das liebe Geld:

  • 51. Mich ärgert es an der Kirche: - dass man für die Nutzung der Kirche Gebühren zahlen muss – am Jahresende ein Schreiben mit Überweisungsträger zugeschickt wird um noch zu spenden trotz Zahlung der Kirchensteuer – der Konfirmandenunterricht nicht vom Pastor selbst, sondern durch den Diakon abgehalten wird
  • 52. Hochzeit: Mich hat es sehr enttäuscht, dass wir die Blumen (=1 Strauß) auf dem Altar selber organisieren und bezahlen mussten (beide Kirchensteuerzahler)
  • 54. Mich ärgert an der Kirche, dass in bestimmten Gebieten wegen Glaubensunterschieden Konflik-te aufkommen.
  • 55. Ich würde mich freuen, wenn die Spenden im regionalen Bereich bleiben!
  • 56. Unbewegliche und selbstreferentielle Strukturen müssen abgebaut und Gemeinden wieder ge-stärkt werden.
  • 57. Warum unterstützt die Ev.-Kirche die massive tägliche Gewalt mit vielen Morden in den TV-Krimis der ARD und dem ZDF?

Zitate und Gedanken:

  • 58. Wer unter euch ohne Schuld ist werfe den ersten Stein. Geh hin und sündige nicht mehr – JESUS-
  • 59. Liebes Leben, fang mich ein, halt mich an die Erde. Kann doch, was ich bin nur sein, wenn ich es auch werde.
  • 60. Schön ist, wenn man trotzdem lacht…!

c) KG Scharnebeck 2019
Pastor i.R. Johannes Link