Weihnachtsbrief 2020

20. Dezember 2020
© Pauline Naß 2020

Scharnebeck, im Advent 2020

Liebe Gemeindemitglieder,

eine Frau aus unserer Gemeinde schrieb mir: „In meinem Adventskalender steht, ich soll heute eine Karte schreiben. Das ist die Gelegenheit…“.

Ich habe mich über ihren handschriftlichen Gruß in unserem Briefkasten sehr gefreut.

Auf der Karte abgebildet ist eine Zeichnung von Veronika, 12 Jahre. Sie lebt in einem SOS-Kinderdorf.

Gemalt hat Veronika den Stall von Bethlehem in bunten Farben mit dem Jesuskind in der Krippe. Mir kam das Lied in den Sinn „da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh, Maria und Joseph betrachten es froh“.

Das Kindlein hat beide Ärmchen ausgebreitet und viele dunkle Haare auf dem Kopf. Der frohe Joseph legt seinen Arm um die Schulter von Maria mit ihrem knallrotem Kopftuch. Maria strahlt von einer Backe zur andern. Sie hat die Hände in einander gelegt und ist erleichtert. Entweder betet sie oder sie klatscht in die Hände. Die drei sehen in diesem Moment sehr glücklich aus. Der Ochse guckt von hinten zu, während sich der Esel über einen Haufen frisches Gras her macht. Das ist sein Weihnachtsschmaus. Ein schlanker großer Hirte steht aufrecht vor der Krippe, mit Hut und Stock, als wolle er auf das Neugeborene aufpassen. Und draußen grasen die Schafe auf der grünen Wiese, ganz in Weiß. Der schwarze Hund zwischen den Schafen, der aussieht wie ein Wolf, bellt ohne sichtbaren Grund. Der Stern über dem Stall ist auch dabei.

Veronika hat gemalt, was für sie die Weihnachtsgeschichte ist. Und ich glaube, das Malen hat ihr Spaß gemacht.

Malen Sie auch gerne? Wie würden Sie Ihr Bild von Weihnachten malen?

Wie wird Weihnachten für Sie sein? Wer kann in Ihre Wohnung kommen? Wer bleibt besser zuhause? Können Sie sich trotz allem ein bisschen wenigstens auf Weihnachten freuen? Gehen Sie auch mal vor die Tür an die frische Luft?

Weihnachten wird anders als all die Jahre. Die Wichtigkeiten verschieben sich und die Erwartungen auch.

Aber die Weihnachtsbotschaft des Engels bleibt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heut der Heiland geboren.“

Es wird auch an diesem Weihnachtsfest 2020 manches geschehen, was der Seele guttut und Freude macht. Wenigstens für einen glücklichen Moment. Und wenn es wie an Ostern wieder keine Umarmung sein darf, dann vielleicht wieder eine Karte oder ein Anruf oder wenigstens ein Hauch von Heilig Abend, und seien es die Kirchenglocken in der Stillen Nacht oder das ausgesuchte Bäumchen oder die „Alle Jahre wieder - Kekse“ oder der Fernseher mit Weihnachtsbier.

Unser „Stall“, unsere “Hütte“, unsere Kirche, wird auch dieses Jahr mit Krippe und dahinter dem hohen Christbaum geschmückt sein. Aber die Kirchenbänke sind zum Teil abgesperrt und die Menschen, die mit ihrer „Eintrittskarte“ in der Tasche zur Kirche kommen, müssen auf Lücke sitzen.

Keinen Gesang wird es geben und es wird kühler sein als sonst. Alle Fenster im Chorraum werden weit geöffnet.

Aber wir werden die Weihnachtsgeschichte hören und den Segen fürs neue Jahr bekommen.

Und wir werden beim Beten auch an die denken, die dieses Jahr an Heilig Abend lieber zu Hause bleiben. (Für manche von Ihnen wird es Ihr erstes Weihnachtsfest ohne Kirchgang sein.)

Am Schluss singt dann die Orgel für uns „O du fröhliche“ mit allen Registern und mit Zimbelstern.

Wer zuhause Internet hat, kann unter www.kirche-Scharnebeck.de ein Weihnachts-Video mit viel Musik sehen, das wir schon vor Heilig Abend in unserer Kirche aufgezeichnet haben.

Als Gruß aus der Kirche bekommen Sie das Liederheft, das wir jedes Jahr in der Kirche an Heilig Abend in den Bänken auslegen.

Und Sie bekommen ein kleines Boot, handgefertigt von Familie Naß aus Rullstorf und unserer Vikarin Raphaela-Catina Gerlach.

Im Segel ist eine „Bootschaft“, der Anfang eines bekannten Weihnachtsliedes.

Eine der Bootsbauer*innen, Pauline Naß, hat zu den Segelbooten geschrieben:
„Auch in diesen stürmischen Zeiten soll die Frohe Botschaft alle erreichen. Darum haben sich unzählige Schiffe auf den Weg gemacht mit blauen Segeln und weißen Fähnchen. Geladen sind sie mit Wärme, Geborgenheit, mit Glaube, Liebe und Hoffnung und natürlich einer Botschaft. Sie trotzen allen Widrigkeiten und erreichen all diejenigen, die aufgrund des Sturms auf ihren sicheren Inseln verweilen müssen.“

Keiner weiß, was nach Silvester kommt. Aber der, der alles weiß, wird uns auch im neuen Jahr die nötige Kraft zukommen lassen. Darauf hoffe ich.

Das neue Jahr steht unter der Jahreslosung „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Lk 6,36

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gnädiges neues Jahr.

Ihr Johannes Link