Editorial Dezember 2023

29. November 2023

Liebe Gemeinde, liebe Lesende,

‛Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
Dieser Spruch aus dem Brief des Paulus an die Korinther ist die Jahreslosung für 2024. Angesichts der vielen Krisenherde auf der Welt, des
Terrors und des Hasses kann die Jahreslosung als ein sehr frommer Wunsch erscheinen, der mit unserer Lebensrealität wenig bis gar nichts zu tun hat.

Die Situation in der Welt, das allabendliche Nachrichtensehen kann lähmen. Die vielen Probleme innerhalb und außerhalb unserer Gemeinde, unserer Kommunen und unseres Landes erscheinen zu groß, um damit umzugehen. Was können wir, was kann ich schon tun gegen die antisemitische Hetze? Gegen die soziale Ungleichheit? Gegen den globalen Klimawandel? Wir sind nur wenige, ich bin nur eine. Die Herausforderungen sind viele.

Wir können die Jahreslosung aber auch als eine pragmatische Handlungsoption für unsere Alltage verstehen. Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Die Jahreslosung holt mich auf den Teppich zurück. In meinen eigenen Verantwortungsbereich. Und zwar in zweierlei Hinsicht: Zum einen erinnert sie mich daran, dass ich die Dinge, die ich tue, mit der richtigen Einstellung tun soll. Halbherzigkeiten helfen keinem: der Sache nicht, meinem Nächsten nicht, mir nicht. Sicherlich kennen Sie auch den Gedanken: hätte ich bloß nicht ‛Ja“ zu … gesagt. Hätte ich mich bloß nicht auf … eingelassen. Oder auch: ich mache das mal kurz zwischendurch… Oft genug stressen uns diese Zwischendurch- oder ‚Ich-stehe-da-nicht-voll-hinter-Dinge‘ mehr, als dass sie Gutes bewirken. Dann lieber einmal mehr ‚Nein‘ sagen.

Zum anderen geht es um meine Einstellung zu meinem Gegenüber, mit dem oder für die ich was auch immer tue. Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Hier geht es nicht um die amouröse Liebe, sondern um respektvollen, gottgewollten Umgang mit meinem Nächsten. Es geht darum sie oder ihn als Menschen, als Geschöpf Gottes, wahrzunehmen. Unabhängig von seinen Lebensumständen, unabhängig von ihren Taten. Ein Beispiel hierfür können die drei Weisen aus dem Morgenland sein, die einem völlig verarmten, in einem Stall geborenen kleinem Baby größten Respekt zukommen lassen. Paulus Worte und deren Umsetzung werden nicht auf einen Schlag die Welt zum Besseren verändern, aber sie können dabei helfen. Angefangen bei und mit uns.

Ich wünsche Ihnen und Euch eine segensreiche und friedvolle Weihnachtszeit und ein frohes und gesundes 2024!


Ihre und Eure Iris Weiner