Monatsspruch September 2019

01. September 2019

Monatsspruch September:

„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Mt 16,26

Die meisten werden auf diese Frage spontan antworten: „Nichts!“ – Nichts hilft ein Lottogewinn oder das Idealgewicht oder ein schönes Haus am Meer oder der Chefsessel, wenn dabei die Seele beschädigt oder krank wird. Eine angeknackste Seele ist ein zu hoher Preis. Ist die Seele krank, wirkt sich das auf den Körper aus. In unserer Zeit des „Schneller Leben!“ stellt sich in Anlehnung an die alte biblische Frage nach Gewinn und Schaden die aktuelle Frage: „Was nützt es dem Menschen, wenn er sich abhetzt und dann kaputt oder tot in der Ecke liegt?“ Die Zeiten sind so – wir reden viel von Entschleunigung, es gibt reichlich Tipps und Übungen, aber der Trend geht eher in Richtung „schneller“. Schneller von A nach B kommen, schneller lernen, schneller arbeiten, schneller entscheiden, schneller schlafen, schneller lieben, schneller hassen, schneller sterben. Das schnelle Internet soll noch schneller werden. Da schnallt die Seele irgendwann ab und sagt: „Nö!“ und dann streikt sie. Sie will gehört und ernst genommen werden. Die Menschenseele will zur Ruhe kommen und genesen. Geht das? Schwer zu sagen. Wenn es so einfach wäre, wären wir alle etwas entspannter und gelassener. So manches Problem würde dann zum Problemchen. Und wir wären nicht so schnell erschöpft.

Die immer aktuelle Frage nach dem, was das Leben gelingen lässt, ist eine Frage aus biblischer Zeit. Sie wird von Jesus so beantwortet: „Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“ Mt 16,25 Das klingt nach Widerspruch und ist es auch. Aber vielleicht ist das zugleich auch eine Tatsache: sich mit Gottvertrauen für eine gute Sache einsetzen und dankbar sein für das, was einem geschenkt wird tut meiner Seele gut und meinem Nächsten und Gott. So loben wir Gott. Das kann auch wehtun. Jesus nennt es: „sein Kreuz auf sich nehmen“. Aber sich dabei nicht blind im Kreis drehen, sondern sehend, in den Spuren Jesu nach vorne gehen. Ihm nachfolgen, mit ihm unterwegs sein, durch dick und dünn, mit ihm Lasten tragen und wo die eigenen Füße einen nicht mehr tragen, sich von ihm tragen lassen. Beispiele gibt es reichlich! Und zwischendurch das geschenkte Leben feiern. Alles zu seiner Zeit. Ich glaube, dann gewinnt die Seele. Auch in einem geschwächten Körper.

Johannes Link