Editorial August 2023

30. August 2023
© Bild von Vicki Nunn auf Pixabay

Liebe Gemeinde, liebe Lesende,

neulich fiel mir eine Karikatur in die Hände, die ich lange nicht gesehen hatte: Drei Männer und zwei Frauen stehen bei einem Sektempfang sich unterhaltend gegenüber. Zwei haben Gläser in der Hand. Typische Smaltalksituation. Ein Mann in einem grünkarierten Hemd, mit Brille auf der Nase und breitem Grinsen, fragt: „Christ?!... Ach! Interessant… und was macht man da so?“.
Der Adressat oder die Adressatin ist nicht klar auszumachen, allerdings gibt es einen anderen Herrn in der Runde, der mit hochgezogenen Augenbrauen und weitgeöffneten Augen ein wenig fassungslos den Frager
anzugucken scheint. Eine Antwort gibt es nicht.

Was macht man als Christ so? Und was macht uns als Christen erkennbar? Diese Fragen habe ich unterschiedlichen Menschen gestellt: Schülern, Seniorinnen, Menschen meines Alters. Die Antworten waren genauso unterschiedlich wie die Menschen. Von „Die gehen in den Gottesdienst“ über „Sind die nicht schon so gut wie ausgestorben?!“ bis hin zu „Die helfen anderen und tun etwas für die Allgemeinheit“ war vieles dabei. Christen werden sehr unterschiedlich wahrgenommen und Christsein wird in unserer Gesellschaft sehr individuell gelebt. Das verbindende Element bei aller Individualität ist der Glauben an Gott, an Jesus Christus. Daran, dass Gott in ihm uns ein Gegenüber ist, dem nichts Menschliches fremd ist. In diesem Gegenüber ist viel Raum für eigenes Erkennen und eigenen Glauben.

Wenn ich fragen würde, „Wer ist Christus für dich?“ bekäme ich sicherlich wieder sehr viele unterschiedliche Antworten. Im Matthäusevangelium stellt Jesus diese Frage seinen Jüngern: Zunächst fragt er, was die Leute sagen, wer er sei. Die Antworten sind auch hier vielfältig: Johannes der Täufer, Elia, Jeremia oder ein anderer Prophet. „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ fragt Jesus daraufhin seine Jünger direkt. Simon Petrus antwortet ihm: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohnes.“ Jesus stimmt ihm zu, stellt aber auch fest, dass diese Einschätzung nicht auf der eigenen Erkenntnisfähigkeit beruht, sondern ein Geschenk Gottes ist. Sie gehört zu den Wahrheiten, die unser Leben in all seinen Facetten beeinflussen können: Woran oder an wen wir glauben, danach leben wir. Und das nehmen Menschen wahr. Eine mögliche Antwort auf die Frage: „Was
macht man als Christ so?“ könnte also sein: Ich glaube. Und danach handle ich.


Es grüßt Sie und Euch herzlichst
Ihre und Eure Iris Weiner